In der Türkei existieren mehr als 65 staatliche und 23 private Universitäten sowie zwei technologische Institute mit Studiengängen auf Hochschulniveau. Alle Einrichtungen stehen unter der Führung des Hochschulrates Yüksekögretim Kurulu (YÖK). Dieser hat verschiedene Kompetenzen in den Bereichen Personal, Lehrplanerstellung, Studienplatzvergabe und andere.
Studiensystem
Das aus zwei Semestern bestehende Studienjahr beginnt im September und endet im Juni. Gegen Ende eines Semesters finden die Prüfungen statt. Generell kann man feststellen, dass der Unterricht, der aus Seminaren und Vorlesungen besteht, relativ verschult ist.
Das türkische Studium ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, von denen der erste zwei Jahre dauert und zum Önlisans Diplomasi oder Prälizenziat führt. Mit ihm kann man entweder ins Berufsleben einsteigen oder weiter studieren.
Anschließend folgt das Lisans- oder Lizenziatsstudium mit einer Dauer von zwei bis drei Jahren. Es führt zum Lisans Diplomasi. Danach kann man ein postgraduales Studium aufnehmen, das noch einmal zwei Jahre in Anspruch nimmt und mit dem Yüsek-Lisans (höheres Lizenziat) abschließt. Dafür muss man am Ende eine umfangreiche Lizenziatsarbeit verfassen.
Erst mit der Yüsek-Lisans ist es möglich, ein Promotionsstudium zu beginnen, das eine Dauer von zwei bis drei Jahren hat. Neben den Seminaren und Vorlesungen muss man Forschungsarbeit betreiben und seine Ergebnisse schließlich in Form einer Doktorarbeit vorlegen. Zum Abschluss bekommt man dann das Doktora Diplomasi.
Zulassungsvoraussetzungen und Bewerbung
Um in der Türkei studieren zu dürfen, wird ein Sekundarschulabschluss verlangt, der normalerweise mit dem deutschen Abitur gegeben ist. Je nachdem, ob man ein Studium beginnen oder weiterführen möchte, gibt es unterschiedliche Bewerbungsprozeduren.
Bevor man sein Studium beginnen kann, muss man zwei Prüfungen bestehen. Sie werden zentral vom Ögrenci Seçmeve Yerlestirme Merkezi (ÖSYM) abgehalten und fragen die fachspezifischen Vorkenntnisse und generelle Eignung sowie die Türkischkenntnisse des jeweiligen Bewerbers ab. Zur Information gibt es die jährliche Broschüre ÖSYM-YÖS Guide, zu der auch ein Bewerbungsformular gehört, das bis zum 16. Mai des angestrebten Studienjahres an ÖSYM zurückgesandt werden muss.
Wer sein Studium in der Türkei fortsetzen möchte, muss sich mit seiner Bewerbung direkt an die gewünschte Hochschule wenden und keinen Einstufungstest machen. Nur ein Nachweis über ausreichende Sprachkenntnisse wird verlangt. Außerdem gehört eine übersetzte Liste der in Deutschland besuchten Lehrveranstaltungen zur Bewerbung. Die gleichen Formalitäten gelten auch, wenn man ein postgraduales Studium in der Türkei aufnehmen möchte.
Sprachkenntnisse
Für ein Studium in der Türkei muss man ausreichende türkische Sprachkenntnisse vorweisen können, um den Lehrveranstaltungen mühelos folgen zu können, was auch eine Kenntnis der Fachbegriffe beinhaltet. Für ein Studium, das komplett auf Türkisch stattfindet, benötigt man den Nachweis über einen bestandenen Turkish Language Proficiency Test.
Studiengebühren und Lebenshaltungskosten
An den türkischen Hochschulen werden Studiengebühren verlangt, die sich an den Privathochschulen zwischen 5.000 und 10.000 Euro pro Jahr bewegen. Bezüglich der genauen Beträge sollte man sich direkt bei der jeweiligen Hochschule erkundigen.
Dafür sind aber die Lebenshaltungskosten geringer als in Deutschland. Man sollte monatlich etwa 250 bis 350 Euro einplanen; nur in Istanbul sind die Kosten weitaus höher.
Wohnen
Als Student kommt man am günstigsten in einem Studentenwohnheim unter. Der Nachteil ist allerdings, dass die meisten Wohnheime nur Mehrbettzimmer anbieten.
Wenn man in Istanbul eine private Unterkunft mieten möchte, muss man rechtzeitig mit der Suche anfangen und sich in etwa auf die gleichen Mietpreise wie in Deutschland einstellen. In anderen Städten kann man günstiger leben.
Visum und Krankenversicherung
Als deutscher Staatsbürger kann man mit einem gültigen Reisepass in die Türkei einreisen und sich dort auch ohne Visum bis zu drei Monate lang aufhalten. Wer länger bleiben möchte, benötigt ein Visum, das nur dann ausgestellt wird, wenn man einen Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel erbringen kann. Für Visaangelegenheiten sind die Generalkonsulate der Republik Türkei zuständig.
Bereits im Vorfeld sollte man bezüglich einer Krankenversicherung bei seiner Krankenkasse in Deutschland Informationen einholen.