Die Volksrepublik China ist ein Land der Gegensätze. Das „Reich der Mitte“ gehört zu den ältesten Hochkulturen und Zivilisationen der Welt. Die über 6.000km lange chinesische Mauer, die Terrakotta Armee von Xian und zahlreiche Tempelanlagen zeugen von jahrtausendealter Geschichte. Gleichzeitig ist China mit über 1,3 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde und innerhalb der letzten 30 Jahre zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. Diese Gegensätze zeigen sich besonders zwischen Stadt und Land. Auf der einen Seite gibt es die schneebedeckten Gebirgsketten des Himalajas, karge Wüsten, endlose Reisfelder, geschwungene Flusslandschaften und kleine Dörfer, in denen die Menschen noch nach alten Traditionen und Bräuchen leben. Auf der anderen Seite stehen futuristisch anmutende Megastädte wie Peking oder Shanghai mit ihren supermodernen Wolkenkratzern und riesigen Einkaufszentren. Doch auch in diesen boomenden Metropolen lässt sich die Tradition entdecken: Besonders in der Hauptstadt Peking prägen noch immer auch uralte Paläste, historische Plätze, traditionelle chinesische Gärten, verwinkelte Straßen und kleine Häuser das Stadtbild. In den Städten zeigt sich auch die ethnische Vielfalt Chinas: Menschen aller 56 im Land vertretenen Ethnien leben hier friedlich zusammen. Auf den Straßen hört man neben Mandarin, oder Hochchinesisch, auch die sechs weiteren chinesischen Hauptsprachen und eine Vielzahl an Dialekten. In Straßenimbissen und Restaurants werden praktisch alle Gerichte der Regionalküchen Chinas angeboten und nachts laden zahllose Bars und Kneipen ein, von dort aus den Trubel auf den Straßen zu betrachten.
Aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung und seiner jahrtausendealten Kultur wird China auch bei internationalen Studierenden immer beliebter. War China früher vor allem für Sinologiestudenten interessant, kommen heute auch immer mehr Wirtschafts-, Management- und Finanzwissenschaftler nach China, um sich auf die zukünftige Berufspraxis vorzubereiten. Wo sonst könnte man schließlich einen besseren Einblick in die Wirtschaft, Lebensweise und Sprache der Chinesen bekommen, als im Land der Mitte selbst? Die Hochschulen folgen dieser Entwicklung und bieten mittlerweile spezielle Semesterprogramme für Ausländer an.
Die Semesterprogramme ermöglichen es internationalen Studenten auf relativ unkomplizierte Weise ein oder zwei Auslandssemester in China einzulegen. In der Regel können Kurse zur chinesischen Wirtschaft und Kultur sowie Sprachkurse belegt werden. Je nach Programm können die Studierenden sich dabei auch auf einen Bereich spezialisieren, der sie besonders interessiert. Die Kurse werden zumeist auf Englisch unterrichtet und eignen sich somit optimal für Studierende, die in China studieren möchten, aber der Landessprache noch nicht mächtig sind. Oft beinhalten die Semesterprogramme ein zusätzliches Freizeitprogramm mit Ausflügen, Unternehmensbesichtigungen und anderen Aktivitäten, die gewährleisten, dass die Teilnehmer auch einen wirklichen Einblick in die chinesische Kultur und Wirtschaft erhalten. Teilweise sind auch Praktika in ortsansässigen Unternehmen integriert. Die in China erbrachten Leistungen können Studenten sich – nach vorheriger Absprache mit dem zuständigen Prüfungsamt – an der heimatlichen Universität anerkennen lassen. Voraussetzungen für die Teilnahme an einem Semesterprogramm in China sind lediglich das (Fach-)Abitur und ausreichende Englischkenntnisse. Für bestimmte Programme ist es erforderlich, dass die Teilnehmer sich bereits am Ende ihres Bachelorstudiums befinden, es gibt aber auch Semesterprogramme, die für Studienanfänger geeignet sind.
Die Studiengebühren für ein Semester in China sind relativ moderat. Für ein Semesterprogramm kann man von Kosten zwischen 6.700 € und 8.800 € ausgehen, darin sind Unterkunft und Exkursionen bereits enthalten. An manchen Universitäten zahlt man auch für jeden Kurs separat, die Kosten für einen Kurs liegen zwischen 350 € und 1300 €. Die Lebenshaltungskosten darüber hinaus sind in China recht gering. Warme Speisen sind in Garküchen und Schnellrestaurants bereits ab 1 € aufwärts zu bekommen, auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind günstig. Wer für Unterkunft und Verpflegung separat zahlt, kann mit Kosten zwischen 350 € und 500 € monatlich rechnen.
Natürlich kommt insgesamt dennoch einiges an Kosten zusammen. Finanzielle Unterstützung für einen Semesteraufenthalt in China gibt es zum Beispiel von Seiten des DAAD. Dieser bietet mit seinem Chinareferat verschiedene Stipendien an, die Studenten mit besonders guten Leistungen unterstützen. Leistungsunabhängig sind dagegen Bildungskredite und Auslands-BAföG, die vom Bund vergeben werden. Das Auslands-BAföG beläuft sich beispielsweise auf 4.600 € Zuschuss zu den jährlichen Studiengebühren und weiteren Zuschüssen zu Flugkosen und Lebenshaltungskosten. Aufgrund der höheren Kosten im Auslandssemester wird Auslands-BAföG teilweise auch an Studenten vergeben, die im Inland nicht BAföG-berechtigt sind. Ein Gang zum zuständigen Amt kann sich auszahlen.
Für die Einreise in die Volksrepublik China wird ein Visum benötigt. Dieses müssen Studierende bei der Botschaft der Volksrepublik China oder den Generalkonsulaten beantragen. Es sollte nicht länger als zwei Monate vor der Einreise beantragt werden, da es ab dem Zeitpunkt der Ausstellung nur noch drei Monate gültig ist. Neben den Formularen muss ein mindestens noch sechs Monate gültiger Reisepass, ein Passbild und die Immatrikulationsbescheinigung der chinesischen Hochschule vorgelegt werden. Bei einem Studienaufenthalt von mehr als sechs Monaten wird außerdem die Kopie eines Gesundheitszeugnisses verlangt. In China angekommen, muss man sich dann innerhalb der ersten 30 Tage bei der lokalen Polizeibehörde registrieren lassen. Mit dem Visum ist es deutschen Studierenden grundsätzlich erlaubt, in China einen Ferienjob anzunehmen. Die Chancen, auch wirklich einen Job zu bekommen und die Bezahlung sind jedoch regional sehr unterschiedlich.
Studierende sollten sich zudem rechtzeitig um einen ausreichenden Versicherungsschutz für die Zeit ihres Semesteraufenthaltes in China kümmern. Die Auslandskrankenversicherung sollte alle Eventualitäten, wie zum Beispiel einen Rücktransport aus medizinischen Gründen, abdecken.