Viele Studierende verbringen eine Zeitlang im Ausland, um ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Vor allem Englisch steht als internationale Handels- und Wirtschaftssprache ganz oben auf der Liste. Doch nach wie vor hoch ist auch die Nachfrage nach Französisch. Schließlich nennen weltweit rund 50 Millionen Menschen Französisch ihre Muttersprache. Doch müssen Sie nicht unbedingt Ambitionen auf eine Karriere bei der UNO haben, um beides lernen zu wollen. Nahezu selbstverständlich wird die Zweisprachigkeit, wenn Sie ein Auslandssemester (engl.: „Study Abroad Program“) in Kanada verbringen.
Wer sich von Deutschland aus auf den Weg in den „großen weißen Norden“ macht (2007 waren es laut Statistischem Bundesamt rund 1100 Auslandsstudierende), erfährt das Gastgeberland als ebenso erdig-naturverbunden wie urban und weltoffen. Wer vor allem undurchdringliche Wälder, schroffe Küsten und weite Prärien erwartet, in denen hauptsächlich Elche, Wale und Lachse leben, hat damit zwar einen flächenmäßig großen, dennoch eben nur einen Teil des zweitgrößten Landes der Erde erfasst.
Die meisten Menschen zieht es in die Ballungsräume rund um die Metropolen Toronto, Vancouver, Ottawa und Montreal. Hier befindet auch ein Großteil der 80 kanadischen Universitäten und Colleges. Insgesamt verfügt Kanada über 300 weiterbildende Einrichtungen, die ähnlich wie in den USA, kommerziell ausgerichtet sind. Dadurch entsteht zum Teil eine Wettbewerbssituation, von der nicht zuletzt die Studierenden in qualitativer Hinsicht profitieren. So werden Sie hier statt überfüllter Hörsäle und überforderter Professoren eher auf überschaubare Vorlesungen treffen, nach deren Ende der Dozent auch noch für ergänzende Fragen zur Verfügung steht.
Ohnehin wird der Hochschulbildung in Kanada seit Langem ein hohes Renommee eingeräumt. Schließlich wurde die erste kanadische Universität bereits vor mehr als 350 Jahren gegründet. Doch Tradition ist nicht alles in Kanada. So konnten sich beim sogenannten „Shanghai Ranking“ von 2006 die Universitäten von Toronto und Vancouver unter den besten 40 Hochschulen der Welt behaupten.
Dabei werden Multikulturalität und (internationale) Zusammenarbeit in Kanada großgeschrieben. Allein mit der Bundesrepublik Deutschland unterhält Kanada seit mehr als drei Jahrzehnten ein Netzwerk von über 230 Bildungspartnerschaften. Das schließt Wirtschaftsunternehmen ebenso ein wie Universitäten und Fachhochschulen. Nicht zuletzt durch seine wechselvolle Geschichte als britische bzw. französische Kolonie ist der Alltag in diesem nordamerikanischen Land verhältnismäßig „europäisch“ geprägt. Somit dürften Studierende aus Deutschland kaum Schwierigkeiten haben, sich zu Beginn ihres Auslandssemesters in Kanada einzuleben.
Während dieser Zeit nehmen Sie aktiv am kanadischen Hochschul-Leben teil und besuchen gemeinsam mit Kommilitonen aus aller Welt Seminare und Vorlesungen. Natürlich können Sie auch im Auslandssemester Scheine erwerben, jedoch kein verbindliches Examen ablegen. Vorteil für Sie: Im Rahmen eines zeitlich begrenzten Auslandssemester mixen Sie sich Ihren Bildungs-Cocktail nach eigenem Geschmack selbst: fächer- und fakultätsübergreifend sowie ohne Aufnahmebeschränkung. Deswegen werden diese Weiterbildungen auch „Open Semester Programs“ genannt.
Stattdessen erhalten Sie nach Abschluss Ihres Auslandssemesters in Kanada einen benoteten Teilnahmenachweis. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen an die Vergabe von Scheinen von denen der deutschen Hochschulen. Daher sollten Sie ggf. vor Ihrer Abreise sicherstellen, dass diese auch nach Ihrer Rückkehr anerkannt werden. Weitere Informationen zum Thema „Auslandssemester in Kanada“ (z.B. Auslands-BAföG und Stipendien, „Study Permit“ und Sprachzertifikate) erhalten Sie bei den zuständigen Prüfungsämtern Ihrer Heimatuniversität, dem Deutschen Akademischen Auslands-Dienst (DAAD) oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).